Für die Ende 2018 eröffnete Apotheke im Schultheiss-Quartier in Berlin kombiniert Studio Aisslinger Collage-Prinzipien und modernste Technologien zu einem Patchwork aus freundlichen Alltagsobjekten. Gegen den Schematismus funktionsoptimierter Laden- Einrichtungen setzen die Designer großzügige und offen gestaltete Räumlichkeiten mit hohem Wohlfühlpotenzial.
Trotz zahlreicher Auflagen fand die Grundidee, sich möglichst frei durch den Raum bewegen zu können, in vielen Facetten Eingang in die finale Ausführung: Kein Ticketautomat lenkt die Kunden, kein Möbelelement errichtet künstliche Barrieren. Die seitliche Anordnung der beiden lang- gestreckten Ladentische lädt vielmehr dazu ein, den Verkaufsraum — die sogenannte Offizin — in seiner ganzen Tiefe zu durchschreiten. Rezeptfreie Medikamente und Kosmetikartikel finden sich uneingeschränkt zugänglich in oxidrot lackierten Stahlregalen oder punktuell verteilten Produktdisplays.
Ein kreisförmiger Verkaufstresen fungiert als Anlaufstelle für vertrauliche Gespräche und Warenausgaben. Zur angenehmen Atmosphäre tragen vor allem Qualitäten aus der analogen Welt bei. Dazu zählen eine ebenso unaufgeregt wie kräftige Farbgebung sowie der Einsatz haptisch und visuell reizvoller Materialien und Oberflächen: Bequeme Sitzgelegenheiten sind mit Stoff oder Leder bezogen; Fußböden und Verkaufstische fügen Eichenholz an Terrazzo.
Raumhohe Wände aus transparenten Glasbausteinen lassen die rückseitig angeordneten Labor- und Rezepturbereiche erahnen und gewähren faszinierende Einblicke in die Funktionsweise eines vollautomatisierten Warenlagers, das sich ganz unprätentiös in das fein ausbalancierte Interieur fügt — ein schlagkräftiger Beleg dafür, dass es durchaus gelingen kann, digitale Errungenschaften sinnlich erfahrbar zu gestalten.