Apotheker gelten als kompetent. Aber sie sind es nicht immer. Die Stiftung Warentest hat 20 Apotheken in Berlin untersucht und dabei zum Teil Erschreckendes erlebt: Falscher Rat zu Medikamenten, verpfuschte Rezepturen und Fehler beim Blutdruckmessen. Acht Apotheken sind mangelhaft, nur eine ist gut. test.de gibt Tipps – bundesweit – für alle Kunden.
Die Stiftung Warentest wählte 18 Apotheken mit vielen Kunden. In Berliner Einkaufszentren und Bahnhofspassagen. Zusätzlich eine Discountapotheke, easy, und eine Präsenzapotheke aus der DocMorris-Gruppe, die als Versandapotheke bekannt geworden ist. Verdeckte Tester nahmen die Apotheken aufs Korn: Sie fragten nach Medikamenten, ließen sich zu verschiedenen Themen beraten und orderten eine spezielle Rezeptur. Ergebnis: So kompetent wie die Apothekerverbände meinen, arbeiten die Apotheker nicht. Im Gegenteil: Jede zweite Apotheke enttäuschte im Test. Urteil: nur ausreichend oder gar mangelhaft.
Auskünfte stimmen oft nicht
Hauptkritikpunkt der Tester: Die Auskünfte stimmen oft nicht. Dreimal fragten die Tester in jeder Apotheke um Rat. Thema ist stets die Kombination verschiedener Medikamente. Beispiel: Fosamax gegen Osteoporose und Kalzium-Vitamin-D3-Tabletten für die Knochen. Beide Mittel sollten nicht zeitgleich eingenommen werden, weil sie sonst nicht richtig wirken. Fosamax wirkt außerdem nur, wenn es mindestens eine halbe Stunde vor dem Frühstück eingenommen wird. Besser zwei Stunden vorher. Nur vier von 20 Apothekern wiesen im Test auf diese Einnahmeregeln hin. Trotz Nachfrage der Tester.
Kritische Kombinationen nicht erkannt
Auch die Kombination des Schmerzmittels Voltaren Dolo 25 mg mit dem Blutdruckmittel Delix wird in vielen Apotheken nicht als kritisch erkannt. Beide Medikamente gehen ohne den richtigen Hinweis über den Ladentisch. Nur sechs Apotheker berieten korrekt: Der Voltaren-Wirkstoff Diclofenac kann bei dauerhafter Einnahme die Wirkung des Blutdrucksenkers Delix mindern. Der Blutdruck sollte deshalb noch häufiger kontrolliert werden. Vier Apotheken patzten auch bei der kritischen Kombination von Marcumar und Johanniskraut. Johanniskraut erhöht das Thromboserisiko, weil es die Wirkung des Blutverdünners Marcumar vermindert.
Auf die Beratung ist kein Verlass
Fazit: Auf die Beratung der besuchten Apotheken ist kein Verlass. Zwei Apotheken patzten sogar bei allen drei Medikamentenfragen im Test. Nur eine, die Apotheke im Ring-Center, antwortet vollständig und kompetent auf alle Fragen zum Medikamentenkauf. Den Lichtschutzfaktor einer Sonnencreme konnten aber auch ihre Mitarbeiter nicht richtig erklären. Kurios: Die meisten Apotheker scheiterten an der vermeintlich einfachen Frage, wie lange eine Sonnencreme vor der Sonne schützt.
Rezeptur verpfuscht
Auch mit der Medikamentenherstellung der getesteten Apotheken können die Kunden kaum zufrieden sein. Viermal scheiterten die Tester beim Versuch, ein spezielles Gesichtsgel gegen Hautentzündung anrühren zu lassen. Einige Substanzen dafür seien nicht lieferbar, sagten drei Apotheker. Eine Nachfrage bei verschiedenen Lieferanten ergab das Gegenteil. Zwei weitere Apotheken rührten das Gel zwar wunschgemäß an, ruinierten allerdings die Rezeptur. Statt Gel lieferten sie eine Flüssigkeit, die sich im Gesicht kaum auftragen lässt.
Acht Apotheken mangelhaft
Auch beim Blutdruckmessen machten die Apotheker vieles falsch. Oft fehlte die Ruhezeit vor der Messung, dann gab es keine Zweitmessung bei erhöhten Werten oder die Ergebnisse wurden falsch interpretiert. Angesichts der hohen Messwerte rieten die Apotheker zu selten zu einem Arztbesuch. Fazit des Tests: Alles in allem sind acht Apotheken mangelhaft. Dabei sollten sie eigentlich über das nötige Wissen verfügen. Apotheken haben Zugang zu Datenbanken, um kritische Medikamentenfragen zu klären. Sie sind die Experten, vorausgesetzt, sie nutzen ihr Wissen.